30 JAHRE FREIFLIEGER

Von den Bergen springen?

Als ich 1987 das erste Mal vom Gleitschirmfliegen hörte, war ich sofort hell auf begeistert, da mein damaliger Traum, Karriere im Motocross zu machen, wegen fehlender finanzieller Mittel und Sponsoren eh gerade ausgeträumt war. Somit kam, mit gerade mal 21 Jahren, ein neues Abenteuer genau richtig.

Auf einem Höhentraining in den Alpen ergriff ich mit meinem damaligen Freund und Trainer die Gelegenheit, einen Kurs der Flugschule Löffler (heute Flugschule Bregenzerwald) zu besuchen. Was für mega Gefühle waren das denn?

Solche Emotionen kannte ich noch nicht einmal vom Motocross. Obwohl es da schon ordentlich zur Sache ging und man nach einem Rennwochenende meist ziemlich erfüllt und glücklich nach Hause fuhr.

Beim Gleitschirmfliegen war alles anders. Ein Tag am Übungshang und die anschließende Woche Bergfliegen mit ca. 20 Flügen hatten mein Leben auf den Kopf gestellt. Aufregung, ungeahnte Freiheit, innere Ruhe und Glücksgefühle bis zum Abwinken stellten sich ein. Sowas von geil. Schnell war klar, dass die Zweiräder einem Stück Stoff mit ein paar Leinen weichen mussten. Ab 1988 wurde das Gleitschirmfliegen zum Mittelpunkt meines Lebens.

Mein erster Wegbegleiter war der „Maxi“. Ein geiler Schirm, obwohl er nur ein besserer Fallschirm war.

1988 drehte sich auf einmal auch alles um den Gleitwinkel der Schirme. Es war der  Startschuss zum Rennen um die besten Plätze im Gleitzahl-Zirkus und Verkaufszahlenranking. Ein viel zu schnell wachsender Markt mit einer gewagten Entwicklung war geboren. Es gab auf einmal nur noch heiße Kisten. Eine handvoll Hersteller kam mit der Produktion nicht nach.

Somit waren einige Schirme auf einmal in aller Munde. „Big-X“, „Genair“ und die ganz neue Entwicklung von AILES DE, der „Trilair“. Was für Waffen – Zellen mit Stäbchen versteift, geschlossen und ganz offiziell nur für Wettkampfpiloten freigegeben – mhh.

Ich blieb aber erst einmal noch weiter auf dem Teppich mit meinem 1989 erworbenen Brizair. Viele Berge und Flanken habe ich mit ihm beflogen. Und jeder einzelne Flug war ein großes Abenteuer. Der Gleitwinkelmesser zu der Zeit immer in der Tasche. Der Brizair hatte zwar nicht den besten Gleitwinkel, aber er flog sehr sicher und war für seine Zeit ein richtiges Startwunder. Alle anderen Schirme waren schon wesentlich schwerer zu starten und machten auch in der Luft große Schwierigkeiten.

Keiner hatte einen Plan und es wurde einfach alles ausprobiert. In dieser Zeit begleitete mich auch die Filme „Super-Max „und Super-Max 2.  Nicht nur für mich sind die zwei Filme von und mit Philipp Bernard weit mehr als ein Rückblick zu den Anfängen der Gleitschirmfliegerei. Die seinerzeit neu entwickelten Profile klappten in turbulenter Luft großflächig ein (wie in Super-Max 2 zu sehen), sodass damals viele Piloten mit Kreuzverspannung am Gurtzeug abgestürzt sind.

Gleitschirmfliegen wurde schnell kompliziert

Schaut man sich die Entwicklung bis heute an, hat sich im wesentlichen nicht viel verändert. Auch heute warten viele Freizeitpiloten in turbulenter Luft mit Schrecken auf Klapper. Nach der ersten „Versteifungswelle der Schirme mittels Stäbchen“ in den 90er Jahren lässt der Leistungsdruck und Drang bis heute in unserem Sport nicht nach.

2007 wurde der erste A-Schirm mit Gleitzahl 8 zugelassen und auch Stäbchen fanden wieder ihre Verwendung im Gleitschirmbau.

Neue Probleme gepaart mit vielen alten ziehen sich bis heute wie ein roter Faden durch unseren sehr komplexen Sport. Hinzu kommt noch eine viel zu einfache und zu günstige Ausbildung zum Piloten (A- und B-Schein). Die Ausbildung ist meist nur noch auf Masse ausgelegt und für mich bis heute immer noch das große Übel in unserem Sport.

Die neue Liebe

Vor 10 Jahren sollte sich dann mein Freifliegerleben noch einmal entscheidend verändern. LittleCloud hieß die (gerade gegründete) Marke und „Spiruline“ der Schirm, der mir nach nur 2 Minuten Flugzeit gezeigt hatte, dass er  ab nun mein neuer Begleiter wird.

Da war es wieder, das alte Gefühl. Ein messerscharfes Handling gepaart mit einem sehr kurzen Leinenkonzept. Harte, schnelle Turns mit ganz kleinen Radien waren auf einmal wieder möglich.

Ein Traum, dieser Spiruline der 1. Generation, der mit einem sehr hohen Grundspeed und einem guten Gleiten ausgestattet war. Das Ganze mega klappstabil und über die Bremsen so fehlerverzeihend, dass ich noch am selben Tag den Kontakt zum Hersteller in Frankreich suchte.

Was soll ich sagen – seit dieser Zeit vertrete ich LittleCloud in Deutschland. Ich brenne für die Marke, die für mich einzigartig ist und bleibt. Kein anderer Hersteller auf dem Markt bietet mir diese Bandbreite an Möglichkeiten.

Bis heute schenkt Thomas Bourdeau, Konstrukteur und Kopf von LittleCloud, der gesamten LittleCloud Family und mir genau dieses Fluggefühl, dass ich schon vor 30 Jahren an meinem ersten Miniwing erleben durfte. Die „Goose“ ist nun schon in der 3. Generation „der Zugvogel“ für mich und das nicht nur auf Strecke… 😉

Natürlich darf an dieser Stelle das „sichere Führen“ des Gleitschirms nicht vergessen werden. Man kann sagen, dass ich nach 30 Jahren alles gesehen und auch ausgetestet habe, was zum Teil sehr schmerzhaft war. Vor einigen Jahren war dann auf einen Schlag Schluß mit lustig. Nach einem tragischen Gleitschirmunfall und Tod meines besten Fliegerfreundes habe ich mich seit diesem Tag sehr intensiv mit dem „sicheren Führen“ des Gleitschirms auseinander gesetzt. Es entstand die CURB-TECHNIK. Eine innovative und vor allem sehr zielführende und sichere Lehrmethode, wie sich herausstellte. Es handelt sich dabei nicht um eine Starttechnik, sondern um eine einfache, aber auch sehr effektive Methode, seinen Gleitschirm sicher in allen Lagen und jedem Wind zu führen. Das Besondere, es ist immer ein sicherer Startabbruch möglich. Eigentlich unglaublich, dass es so viele Jahre gedauert hat, bis bei mir der Groschen fiel. Hat man doch die ganzen 30 Jahre (gefühlte 100 ) in der Szene lediglich immer nur auf das geachtet, sprich gelehrt, was noch nie befriedigend funktioniert hat. Von nicht zielführenden Kobrastartübungen bis hin zur immer noch falsch beschriebener Power-Zone. Wir haben uns vollkommen von dieser Struktur gelöst.

Entstanden sind 3 einführende Filmkapitel zur CURB-TECHNIK, die unsere Trainingsteilnehmer zum 1. Trainingstag begleiten. Wir möchten auch an dieser Stelle darauf hinweisen, dass diese Filmbeiträge nur einen Bruchteil der Ausbildungschritte zeigen und als Lehrfilm vollkommen ungeeignet sind. Wir arbeiten weiterführend per Videoanalysen mit den Trainingsteilnehmern.

 

Da man ja nicht nur aus der Geschichte sondern auch beim Groundhandling nie auslernt, schließe ich erstmal – bis auf weiteres – diese mit folgendem Satz ab:

Früher sowie heute gehören Schirmbeherrschung, Flugspaß und Sicherheit zu den Grundpfeilern in unserem Sport und sind der Garant für unvergessliche Flüge.